Damit die professionelle Tierhaltung in der Schweiz sachgemäss und artgerecht funktionieren kann, ist eine Zusammenarbeit mit diversen Institutionen unerlässlich. Dieser Austausch untereinander schreibt bisweilen faszinierende Geschichten. Ein sehr erfreuliches Beispiel möchten wir sehr gerne mit Ihnen teilen.
Der Kamelholf Olmerswil kontaktierte die Stiftung Papiliorama mit der Anfrage, ob das Papiliorama ihre männliche Abgottschlange (Boa constrictor) aufnehmen würde. Der Kamelhof übernahm die Boa als Notlösung, hatte aber kein langfristig geeignetes Gehege zur Verfügung. Das Papiliorama konnte auf diesen Wunsch leider nicht eingehen, da hier bereits eine weibliche Boa zuhause ist. Eine Vergesellschaftung mit einem Männchen war deswegen nicht möglich, denn eine Zucht dieser Art ist nicht vorgesehen. Dafür kam die Idee einer etwas ungewöhnlichen Schlangen-Rochade auf: Peggy Rüegg, die Kuratorin des Papiliorama, bemerkte, dass die Reptilien-Auffangstation versucht, eine weibliche Boa constrictor zu vermitteln. Da der Halter die Auflagen des Veterinäramtes nicht erfüllte und sein Terrarium nicht vergrössern wollte, musste er diese Boa an die Reptilien-Auffangstation übergeben. Ein weiterer Vorbesitzer hatte die Boa mit lebenden Ratten gefüttert. Eine Lebendfütterung mit Wirbeltieren ist zum einen in der Schweiz im Normalfall illegal (wobei Ausnahmen die Regel bestätigen), zum anderen kann sie für das Reptil gefährlich sein. An der Boa, die mittlerweile gesund gepflegt wurde, sind bis heute Verletzungen und Bissspuren der Futtertiere sichtbar.
Die gemeinsame Haltung von zwei Weibchen kam für das Papiliorama in Frage und das vorhandene Gehege bietet genügend Platz, um zwei Boas darin zu halten. So ergab sich eine für alle Seiten vorteilhafte «Dreicks-Beziehung»: Nach umfangreichen tierärztlichen Untersuchungen beider Schlangen übernahm das Papiliorama die weibliche Boa aus der Obhut der Auffangstation, welche sich nun an ihrem neuen und abwechslungsreichen Gehege erfreut, wo sie häufig zusammen mit der anderen Boa ruhend beobachtet werden kann. Der Kamelhof konnte im Gegenzug ihre männliche Boa der Auffangstation übergeben, die sich ebenso an ihr grosszügiges Gehege gewöhnt hat. So konnte dieser ungewöhnliche Schlangentausch ein schönes Ende finden, mit dem alle beteiligten Institutionen und vor allem alle Schlangen artgerecht gehalten werden können. Es ist schade, dass noch immer Wildtiere in unsachgemässen Gehegen gehalten werden. Umso erfreulicher ist es aber, dass die Zusammenarbeit zwischen professionellen Institutionen im Bereich der Tierhaltung von solch schönen Geschichten geprägt ist, die für alle ein Happy End bereithalten!
P.S: Die Boa vom Kamelhof, welche sich nun in der Reptilien-Auffangstation befindet, sucht immer noch nach einem definitiven Zuhause. Alle Informationen zu «Tlatoani» befinden sich hier.